Erschöpfungsdepression in der Partnerschaft

Die Partnerschaft mit einem Menschen, der an Erschöpfungsdepression leidet, kann eine große Herausforderung darstellen. Die Veränderungen im Verhalten des erkrankten Partners können zu Spannungen und Unsicherheiten führen, die die sehr Beziehung belasten. Oft fühlen sich Angehörige durch den Rückzug vernachlässigt oder nicht mehr geliebt, finanzielle oder berufliche Sorgen können die Beziehung zusätzlich belasten. Gerade in einer so schwierigen Situation können Partnerinnen und Partner viel dazu beitragen, die Erkrankten zu unterstützen und entlasten und damit auch die Beziehung stärken.

Wie äussert sich eine Erschöpfungsdepression?

Oft wird diese psychische Erkrankung umgangssprachlich als „Burnout“ bezeichnet, die korrekte medizinische Bezeichnung ist allerdings Erschöpfungsdepression. Erschöpfungsdepression geht über eine normale „Durchhängephase“ hinaus. Betroffene können trotz anhaltender Erschöpfung oft zu Beginn noch sehr aktiv wirken und durch erhöhte Arbeitsleistung und scheinbar gesteigerte Produktivität auffallen. Doch im Laufe der Zeit lassen die Energiereserven nach, und der erkrankte Partner zeigt Anzeichen von Antriebslosigkeit, Unzuverlässigkeit, Reizbarkeit und negativem Denken. Der Rückzug von sozialen Aktivitäten, das Absagen von Verabredungen und eine Abwehr von Gesprächen sind häufige Begleiterscheinungen. Viele Betroffene leugnen sogar, dass es Probleme gibt, und finden scheinbar logische Erklärungen wie den gerade vorhandenen Arbeitsstress oder eine andere scheinbar vorübergehende Belastung.

Warum fällt es vielen Betroffenen schwer, Hilfe anzunehmen?

Viele Menschen mit Erschöpfungsdepression sehen sich selbst als leistungsorientiert und denken, dass sie alles allein bewältigen können. Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen als Zeichen von Schwäche trägt dazu bei, dass Betroffene Hilfe oft ablehnen. Darüber hinaus fühlen sich viele bei der Wahl des richtigen Beratungs- bzw. Behandlungsangebots überfordert. Daher ist es wichtig, als Partner offen das Gespräch zu suchen, die Situation zu beschreiben und Unterstützung anzubieten.

Was kann ich tun, wenn mein Partner an einer Erschöpfungsdepression leidet?

  1. Informationen einholen: Versuchen Sie, sich selbst über das Krankheitsbild informieren, um realistische Erwartungen zu entwickeln.
  2. Offene Kommunikation: Sprechen Sie Gefühle und Probleme an, ohne zu werten, und bemühen Sie sich, aktiv zuhören.
  3. Grenzen respektieren: Versuchen Sie zu akzeptieren, was der Partner oder die Partnerin bewältigen kann, und Rücksicht auf seine oder ihre Grenzen nehmen.
  4. Verständnis zeigen: Machen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin klar, dass Sie dessen oder deren Grenzen verstehen und versuchen Sie bei verpassten Terminen, nicht eingehaltenen Vereinbarungen usw. deren Sichtweise nachzuvollziehen.
  5. Geduld haben: Der Genesungsprozess oder eine Besserung des Zustandes kann eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Versuchen Sie, in Rücksprache mit dem Betroffenen und eventuell auch mit behandelnden Ärzten und Psychologen realistische Erwartungen zu entwickeln.
  6. Gemeinsame Entscheidungen treffen: Besonders in Bezug auf den Alltag und gemeinsame Finanzen ist es wichtig, weiterhin gemeinsam Entscheidungen zu treffen und dem Partner oder der Partnerin nicht alles abzunehmen, um sie in ihrer Selbstwirksamkeit zu bestätigen.
  7. Professionelle Hilfe suchen: Als Partnerin oder Partner können Sie wesentlich dazu ermutigen, Hilfe anzunehmen, sei es Beratung, Paartherapie oder ärztliche Hilfe.
  8. Gemeinsame Aktivitäten planen: Planen Sie gemeinsame Ausflüge, Treffen usw., denn positive Erlebnisse stärken das emotionale Wohlbefinden und die Partnerschaft.

Was kann ich als Partner oder Partnerin in so einer Situation für mich selbst tun?

  1. Bewusste Auszeiten nehmen: Es ist wichtig, dass Sie die eigenen Belastungsgrenzen respektieren und sich bewusst Pausen gönnen.
  2. Wünsche und Erwartungen klären: Werden Sie sich darüber klar, welche Bedürfnisse und Erwartungen Sie selbst haben.
  3. Selbsthilfegruppen suchen: Diese bieten einen guten Austausch mit anderen in ähnlichen Situationen.
  4. Warnzeichen beachten: Achten Sie auch unbedingt darauf, wie es Ihnen selbst geht, da die Belastungssituation auch bei Ihnen das Risiko für eine psychische Erkrankung erhöht. Suchen Sie, wenn nötig, unbedingt auch professionelle Hilfe.

Die Partnerschaft mit jemandem, der an einer Erschöpfungsdepression leidet, erfordert Verständnis, Geduld und offene Kommunikation. Durch eine unterstützende Haltung und den gemeinsamen Einsatz für die Genesung kann die Beziehung gestärkt werden.

Dr. med. Marc Risch
Chefarzt und Facharzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Marc Risch
Das CLINICUM ALPINUM ist spezialisiert auf die Behandlung von Depressionen und affektiven Erkrankungen. Mit unserem Blog möchten wir über psychische Erkrankungen aufklären, über die Klinik und die Therapien informieren und einen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten.

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