Einsamkeit – (k)eine Frage des Alters?!

We look into faces (allein allein)
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Wir sind allein
Allein allein
Allein allein

Das Gefühl, das die Band „Polarkreis 18“ in ihrem Song „Allein allein“ besingt, kennen viele. Einsamkeit bei älteren Menschen ist keine Seltenheit. Weniger bekannt ist allerdings, dass die Anzahl junger Menschen die Einsamkeit verspüren in den letzten Jahren drastisch gestiegen ist. Darauf verweist das von der BBC 2018 durchgeführte Loneliness Experiment. Die weltweit grösste Studie zum Thema Einsamkeit zeigt, dass sich in der Gruppe der 16–24-Jährigen, 40 % der Befragten einsam fühlen. Warum verspüren ausgerechnet junge Menschen immer häufiger Einsamkeit und was können sie dagegen tun?

Einsamkeit – ein Gefühl das jeder kennt!

Der Mensch ist ein soziales Wesen und dennoch kennt jeder das Gefühl von Einsamkeit. Im Leben jedes Menschen gibt es Phasen oder Momente in denen er sich einsam fühlt. Das ist allerdings nichts Schlimmes. Im Unterschied zu Depressionen zum Beispiel bremst die Einsamkeit Menschen nicht aus. Im Gegenteil. Einsamkeit weckt den Wunsch danach, soziale Kontakte zu pflegen. Dadurch finden viele die nötige Motivation, sich um ihre sozialen Beziehungen zu kümmern. Forscher nennen dies das Wiederangliederungsmotiv. Doch gerade dieses Kümmern um soziale Beziehungen fällt vielen jungen Menschen zunehmend schwerer.

Einsamkeit hat viele Gesichter

Warum junge Menschen sich zunehmend einsam fühlen, liegt an vielen unterschiedlichen Faktoren. Da ist zum Einen die Tatsache, dass junge Menschen viele Dinge zum ersten Mal erleben. Sie schliessen Schulen oder Ausbildungen ab, ziehen von zu Hause aus und beginnen ein Studium. Das macht es schwieriger alte Kontakte zu pflegen. Sich auf neue Beziehungen einzulassen und diese aufzubauen, fällt vielen aber auch schwer.

Einen nicht ausser Acht zu lassenden Teil tragen auch soziale Medien dazu bei. Einerseits wird immer mehr Zeit vor Bildschirmen verbracht, sodass es kaum noch zu direktem Kontakt kommt. Andererseits nimmt auch die Qualität der Kommunikation zunehmend ab. Anstatt einige, wenige, gute Freunde zu haben, mit denen man über alles sprechen kann, zählt heute die Anzahl der Facebook Freunde und Likes mehr. Es bleibt auch kaum noch Zeit dafür Freundschaften zu pflegen da es wichtiger erscheint, den Schein eines perfekten, aufregenden Lebens aufrecht zu erhalten.

Ein weiterer Punkt der zu vermehrter Einsamkeit führt ist die stärkere Ich-Bezogenheit. Junge Menschen legen ihren Schwerpunkt auf Erfolg und Leistung und darauf was sie gerne wollen. Sich auf etwas festzulegen ist kein Muss mehr. Freunde und Partner gibt es vermeintlich wie Sand am Meer. Da ist es nicht verwunderlich, dass diese einfach ausgetauscht werden und junge Menschen immer weniger dazu bereit sind, Kompromisse einzugehen und sich auf jemanden wirklich voll und ganz einzulassen.

In einer Welt, in der jeder nur noch seinen eigenen Weg sucht und geht, verliert dieses Zusammengehörigkeitsgefühl immer weiter an Bedeutung. Studien zufolge nimmt Empathie, also die Fähigkeit zum Mitgefühl, bei jungen Menschen immer weiter ab. Es wird nicht mehr so viel Wert auf Gemeinschaft gelegt wie früher. Viele haben auch Angst davor allein zu sein, da sie entweder nie gelernt haben sich allein zu beschäftigen oder aber auch nicht allein sein wollen, um sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen.

Wege aus der Einsamkeit

Aber was kann man jetzt tun, um der Einsamkeit entgegenzuwirken?

  • Soziale Kontakte suchen: Wenn soziale Kontakte fehlen, dann ist es an der Zeit selbst aktiv zu werden und sich Kontakte zu suchen.
  • Positiv denken: Es klingt banal, aber je positiver man auf Menschen zugeht, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen auf einen positiv reagieren.
  • Anderen Gutes tun: Sich ehrenamtlich zu engagieren hilft nicht nur anderen, sondern kann auch einem selbst dabei helfen, einen Weg aus der Einsamkeit zu finden.
  • Sich selbst gut behandeln: Viele Menschen, die an Einsamkeit leiden, behandeln sich selbst oft abschätzig. Es ist wichtig sich selbst anzunehmen und sich auch selbst immer mal wieder etwas Gutes zu tun. Sich etwas Besonderes kochen zum Beispiel.

Kategorien: Depressionen

Dr. med. Marc Risch
Chefarzt und Facharzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Marc Risch
Das CLINICUM ALPINUM ist spezialisiert auf die Behandlung von Depressionen und affektiven Erkrankungen. Mit unserem Blog möchten wir über psychische Erkrankungen aufklären, über die Klinik und die Therapien informieren und einen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten.

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