LEBENSFREUDE ZURÜCKEROBERN – WEGE AUS DEM BURNOUT

In unserer hektischen Welt, in der Stress und hohe Leistungsanforderungen allgegenwärtig sind, ist es keine Seltenheit, dass Menschen an den Rand ihrer Belastbarkeit gelangen. Burnout ist dabei keine Modeerscheinung, sondern eine ernstzunehmende gesundheitliche Beeinträchtigung. 2022 gaben knapp 60 Prozent der Europäer an schon mal vom sogenannten “Ausgebranntsein“ betroffen gewesen zu sein, wobei gerade junge Berufstätige und Frauen besonders gefährdet waren. Die fortwährend steigenden Zahlen machen deutlich, wie bedeutsam die Erkennung von Frühwarnzeichen und adäquate Behandlung von Burnout ist.

Gestresst oder schon ausgebrannt?

Burnout ist ein Zustand der physischen und emotionalen Erschöpfung, der durch anhaltenden beruflichen oder persönlichen Stress verursacht wird. Die chronische Belastung kann von Betroffenen nicht angemessen bewältigt werden und führt schleichend zu verminderter Leistungsfähigkeit sowie einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Menschen in verschiedenen Berufen und Lebenssituationen können von Burnout betroffen sein, von Führungskräften über Pflegekräfte bis hin zu Studierenden.

Die Symptome von Burnout sind vielfältig und umfassen:

  • Erschöpfung
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Selbstentfremdung
  • Mangel an Entspannung
  • Geringe Belastbarkeit
  • Verringerte Leistungszufriedenheit
  • Gefühl von Gleichgültigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Hilflosigkeit
  • Kraftlosigkeit
  • Schlafstörungen

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome individuell variieren können und nicht alle Menschen, die unter Burnout leiden, zwangsläufig alle genannten Anzeichen aufweisen.

Diagnose Burnout?

Trotz grosser Bekanntheit des Syndroms wurde Burnout lange nicht als eigenständige psychische Störung anerkannt. Auch die WHO hat in ihrem internationalen Diagnoseklassifikationssystem (International Classification of Diseases, ICD) Burnout lange lediglich als einen Zustand nach längerem chronischen Stress bezeichnet, der ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen aufweist, beispielsweise Depressionen, Angststörungen oder psychosomatische Beschwerden. Seit dem 01.01.2022 hat sich dies mit der Einführung des ICD-11 geändert. Dort wird das Burnout-Syndrom nun mit einem eigenen Diagnoseschlüssel, dem QD85, geführt.

Abgrenzung zu einer Depression

Burnout und Depression sind zwei unterschiedliche psychische Zustände, die häufig miteinander verwechselt werden, da sie einige gemeinsame Symptome teilen, aber dennoch unterschiedliche Ursachen und Kontexte aufweisen.

1. Ursachen

Ein Burnout entwickelt sich in der Regel als Reaktion auf eine klar auszumachende Ursache, wie langanhaltenden beruflichen oder persönlichen Stress.

Eine Depression hingegen kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter genetische Veranlagung, biochemische Ungleichgewichte im Gehirn, traumatische Lebensereignisse, schwierige Lebensumstände oder eine Kombination verschiedener Faktoren.

2. Dauer

Ein Burnout ist oft zeitlich begrenzt und kann sich manifestieren, wenn hohe berufliche oder private Anforderungen ohne ausreichende Erholung bestehen.

Depressionen können über längere Zeiträume hinweg anhalten, oft über Wochen, Monate oder sogar Jahre.

3. Behandlungsfokus:

Die Behandlung von Burnout konzentriert sich häufig auf Stressmanagement, berufliche Anpassungen und den Aufbau von Bewältigungsstrategien. In dem Zuge liegt der Fokus auf Veränderungen im Arbeitsumfeld und einer besseren Work-Life-Balance.

Die Behandlung von Depression erfordert oft psychotherapeutische Interventionen, medikamentöse Therapien oder eine Kombination beider. Eine umfassendere diagnostische Bewertung ist in der Regel notwendig, um die besten Interventionsmethoden zu bestimmen.

Strategien für einen Neuanfang

Die Bewältigung von Burnout erfordert einen umfassenden Ansatz, der sowohl Veränderungen im beruflichen Umfeld als auch persönliche Massnahmen umfasst:

Selbstreflexion und Akzeptanz

Es ist wichtig im ersten Schritt zu erkennen dass es sich um einen Burnout-Zustand handelt und sich Zeit genommen werden sollte die Ursachen dafür zu reflektieren. Zudem sollte anerkannt werden, dass Veränderungen im Alltag notwendig sind.

Professionelle Unterstützung

Ein Arzt oder Psychotherapeut kann dabei helfen die Schwere des Burnouts zu bestimmen und einen geeigneten Behandlungsplan zu entwickeln. Geschultes Personal kann eine Stütze dabei sein destruktive Handlungsmuster zu erkennen und neue Verhaltensweisen zu erlernen.

Veränderungen im privaten Umfeld oder auf der Arbeit

Es ist ratsam das Umfeld über die aktuelle Überlastung zu informieren. Nur so können Anpassungen in Bezug auf Arbeitsbelastung, Aufgabenverteilung oder flexible Arbeitszeiten umgesetzt werden, um den Druck zu reduzieren. Manchmal kann ein Wechsel des Jobs oder der Branche notwendig sein, um langfristige Gesundheit und Wohlbefinden zu gewährleisten. Darüber hinaus ist soziale Unterstützung hilfreich, um nicht alleine mit deinen Herausforderungen umgehen zu müssen

Realistische Ziele

Ein Burnout entwickelt sich nicht selten durch zu hochgesteckte Ziele, für die nicht genügend Ressourcen bestehe. Es gilt zu überlegen, welche Ziele, oder gegebenenfalls Teilzeile, realistisch im Alltag umgesetzt werden können, um  übermässige Selbstanforderungen und Frustration zu vermeiden. Hierzu gehört auch ein effektives Zeitmanagement. Es ist bedeutsam Aufgaben zu priorisieren und zu lernen Nein zu sagen, wenn bereits eine Überlastung besteht.

Veränderungen im Arbeitsumfeld

Gerade wenn ein Burnout aufgrund einer belastenden beruflichen Situation entsteht, ist es ratsam zu prüfen, ob eine Über- oder Unterforderung besteht sowie ob schlechte organisatorische Strukturen vorliegen. Zunächst gilt es die Thematik mit dem Vorgesetzen oder dem Team zu besprechen. Im Falle von Überforderung kann es ebenfalls hilfreich sein die eigene Arbeitsweise zu hinterfragen und gegebenfalls neue Organisationstechniken zu etablieren. Wenn keine Entlastung eintritt, kann ein letzter Schritt sein den Arbeitgeber zu wechseln.

Selbstfürsorge

Dass die körperliche und seelische Gesundheit eng verknüpft sind, machen die übergreifenden Symptome eines Burnouts deutlich. Für eine Verbesserung der Symptomatik gilt es auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung zu achten. Auch Entspannungstechniken, wie Meditation oder Yoga, können hilfreich sein um das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse zu stärken.

 Es ist wichtig zu betonen, dass die Bewältigung von Burnout Zeit und Geduld erfordert. Die Bedürfnisse von Betroffenen können variieren und nicht alle Massnahmen sind für jeden gleich wirksam. Eine individuelle Herangehensweise und die Bereitschaft, Veränderungen umzusetzen, sind entscheidend für einen erfolgreichen Weg aus dem Burnout.

Quellenangaben
  • Caspar, F., Pjanic, I. & Westermann, S. (2018). Klinische Psychologie. Springer, Wiesbaden.
  • Stock, C. (2015). Burnout: Erkennen und verhindern. Haufe, Freiburg.
  • Voderholzer, U., Hillert, A. & Hiller, G. (2018). Burnout & Depression. TRIAS, Stuttgart.

Kategorien: Burnout Depressionen

Dr. med. Marc Risch
Chefarzt und Facharzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Marc Risch
Das CLINICUM ALPINUM ist spezialisiert auf die Behandlung von Depressionen und affektiven Erkrankungen. Mit unserem Blog möchten wir über psychische Erkrankungen aufklären, über die Klinik und die Therapien informieren und einen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten.

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