Bipolare Störung – noch nie gehört? Besser bekannt ist die Erkrankung als manisch – depressive Störung. Sie ist mehr als „nur“ ein Schwanken zwischen sehr guter und schlechter Stimmung: Extreme Stimmungshochs und -tiefs, die über Tage oder Wochen anhalten, deuten auf eine schwere psychische Erkrankung hin. Was sind eindeutige Anzeichen für eine bipolare Störung und wie können Betroffene und ihr Umfeld am besten damit umgehen?
Bei dieser Erkrankung treten Phasen von extremen Stimmungstiefs und -hochs auf, die mehrere Wochen andauern, wobei die Hochphasen, auch manische Phasen genannt, in der Regel kürzer andauern als die depressiven Phasen. Früher sprach man auch von „manisch-depressiven Patienten“. Bei den meisten Betroffenen bricht die Krankheit im jungen Erwachsenenalter aus, es sind bis zu 4% der Bevölkerung betroffen. Bipolare Störungen sind nicht heilbar, aber durch eine gute Begleitung mit Medikamenten und Psychotherapie sowie der Vorbereitung auf weitere Phasen lässt sich die Erkrankung gut in den Griff bekommen und weitere Akutphasen werden schwächer oder bleiben ganz aus.
Es gibt eine Reihe von Anzeichen für eine manische Phase:
Ebenso können noch psychotische Symptome hinzukommen.
Die Anzeichen für depressive Phasen sind dieselben wie auch bei anderen Depressionen, zum Beispiel:
Depressive Phasen kommen häufiger vor als manische und halten meist auch länger an. Zu unterscheiden sind die bipolare I- und die bipolare II-Störung, wobei bei der II-Störung die Hochphasen nicht so deutlich ausgeprägt sind. Dies wird auch „Hypomanie“ genannt, eine gesteigerte Stimmung, die einige Tage lang anhält, wobei man in der Regel aber zur Bewältigung des normalen Alltags fähig ist. Zudem gibt es auch Mischzustände bzw. Mischphasen, in denen sich Betroffene etwa niedergeschlagen, unruhig und aktiv zugleich fühlen. Außerdem gibt es noch die sogenannte „Zyklothymia“, bei der sich leichte und kurze Phasen von Hochgefühl mit Phasen von gedrückter Stimmung abwechseln. Diese ähnelt einer bipolaren Störung, ist aber weniger stark ausgeprägt. Die Phasen dauern bei dieser Erkrankung wenige Tage an, nur gelegentlich sind stimmungsstabilisierende Medikamente notwendig.
Die Krankheitsphasen bei einer bipolaren Störung dauern unterschiedlich lang an. Bei den meisten Patienten dauert es zwei bis drei Jahre lang, bis ein kompletter Zyklus aus manischen, depressiven und stabilen Phasen abgeschlossen ist. Werden die Phasen schneller durchlaufen – sogar mehrere pro Jahr –, spricht man von „rapid cycling“. Bei den einzelnen Betroffenen ist die jeweilige Zyklusdauer relativ konstant.
Der Verlauf der Phasen und die genaue Ausprägung ist sehr individuell, deshalb ist es oft nicht leicht, die Krankheit zu diagnostizieren. Zudem werden manische Phasen oft von den Betroffenen selbst übersehen bzw. von ihnen als nicht problematisch empfunden, weil sie sich beflügelt und bestärkt fühlen und nicht einsehen, dass sie ärztliche Hilfe brauchen könnten. Für medizinisches und psychologisches Fachpersonal allerdings sind manische Phasen einfacher zu identifizieren und zu diagnostizieren, da sich die depressiven äußern wie bei anderen Depressionen auch. Hinzu kommt, dass Stimmungsschwankungen auch durch Erkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen, Hirntumore oder Suchterkrankungen ausgelöst werden können. All diese möglichen Ursachen sind in der Diagnostik zu berücksichtigen.
Bei bipolaren Störungen gibt es wie bei vielen psychischen Erkrankungen oft keinen eindeutigen Auslöser. Es gibt allerdings ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, wenn die Eltern oder andere nahe Verwandte an bipolaren Störungen erkrankt sind. Abgesehen von der genetischen Veranlagung spielen ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn sowie psychologische Belastungen oder Traumata, wie etwa der Tod einer nahestehenden Person, eine Rolle bei bipolaren Störungen.
Betroffenen selbst brauchen oft länger, um den Wechsel der Phasen in ihrer psychischen Verfassung zu entdecken und diesen auf eine mögliche Erkrankung zurückzuführen. Da viele die manischen Phasen auch als nicht belastend empfinden, suchen sie häufig keine Hilfe. Nahestehenden Personen fällt oft auf, dass das Verhalten in Beziehungen sprunghaft zwischen Überschwang und Rückzug wechselt. Gerade auf Familie und Freunde können die manischen Phasen durch die Rastlosigkeit und Impulsivität der Betroffenen auch beunruhigend wirken. An bipolaren Störungen erkrankte Personen gefährden in manischen Phasen so gut wie immer nur sich selbst, da sie zu risikoreichem Verhalten neigen. Anderen gegenüber können sie jedoch gereizt und wütend reagieren.
Für die Phasen gibt es gewisse Frühwarnzeichen, auf die besonders geachtet werden sollte, wenn eine Erkrankung schon bekannt ist. Bei den manischen Phasen gehören zu diesen Frühwarnzeichen erhöhte Kreativität, vermehrte Aktivität, Hochstimmung, stärkere Kontaktfreudigkeit und eine intensivierte Wahrnehmung. Die depressiven Phasen dagegen kündigen sich durch gedrückte Stimmung, wenig Energie, ein gesteigertes Ruhebedürfnis, deutlich verringerten oder verstärkten Appetit und geringeres Selbstbewusstsein an. Sollten Sie diese Warnzeichen an sich selbst oder an nahestehenden Personen beobachten, sollten Sie ärztlichen Rat suchen und versuchen, die Betroffenen darauf anzusprechen.
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