Auf den ersten Blick haben Depression und Psychose nichts gemeinsam, denn die meisten denken bei depressiven Menschen immer noch an Rückzug und Traurigkeit, bei Psychosen dagegen an auffällige Wahnvorstellungen und Aufenthalte in der Psychiatrie. Doch diese, auf den ersten Blick logische Vorstellungen, entsprechen nicht der Realität der Krankheitsbilder, da die beiden Erkrankungen vielfältige Erscheinungsformen haben und auch zusammen auftreten können. Und auch wenn Depressionen die häufigsten psychischen Erkrankungen sind – erkranken auch rund 2% aller Menschen einmal im Leben an einer psychotischen Störung.
Psychosen bezeichnen Erkrankungen, die Veränderungen der Gedanken, der Wahrnehmung, der Gefühle und des Verhaltens mit sich bringen. Erkrankte können zeitweise nicht zwischen der Wirklichkeit und den eigenen Vorstellungen unterscheiden. So erscheinen ihnen ihre Vorstellungen, wie zum Beispiel Stimmen, die sie hören, oder das Gefühl, verfolgt zu werden, so real wie das, was um sie herum passiert – und sie handeln dementsprechend. Aus Sicht der Aussenwelt verändern sich Persönlichkeit und Verhalten der Erkrankten drastisch. Sie selbst denken aber, die Umwelt würde sich verändern.
Psychosen kommen als alleinstehende Erkrankungen vor, können aber auch gemeinsam mit schweren Depressionen auftreten. Sie sind oft ein Anzeichen für Schizophrenie, wenn es keinen organischen Auslöser (wie etwa einen Tumor, eine Enzephalitis oder Epilepsie) gibt. Psychosen verlaufen in Phasen. In der Akutphase einer Psychose sind die Symptome sehr stark ausgeprägt, in der Remissionsphase gehen sie stark zurück oder verschwinden. Betroffene können im Verlauf ihrer Erkrankung nur eine Akutphase durchleben oder bei anhaltender Belastung bzw. Nichtbehandlung immer wieder in Akutphasen kommen.
Zentrale Symptome für Psychosen sind Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen. Für die Betroffenen äussern sich Wahnvorstellungen etwa darin, dass sie sich verfolgt fühlen, sich für die Rettung der Welt verantwortlich fühlen oder denken, schuld daran zu sein, dass jemand anderem etwas passiert. Denkstörungen äussern sich etwa dadurch, dass Gedanken nicht zu Ende gebracht werden und auch im Gespräch sprunghaft das Thema gewechselt wird. Diese Symptome nehmen in der Regel Freunde und Angehörige wahr, während sie den Betroffenen selbst nicht bewusst sind.
Neben den auch „positiven Symptomen“ genannten Hauptsymptomen, gibt es auch noch negative Symptome. Wenn diese dominieren, kann es sein, dass die Psychose nicht als solche erkannt wird.
Zu den negativen Symptomen gehören:
Da die Negativsymptomatik einer Depression ähnelt, werden diese sogenannten „stillen Psychosen“ oft fälschlicherweise für Depressionen gehalten.
Die Auslöser und Ursachen sind nur bei organischen Psychosen bekannt, d.h. solchen, die auf organische Erkrankungen zurückgehen, sowie bei Drogenkonsum oder als Nebenwirkung einer Medikamenteneinnahme. Wie bei allen psychischen Erkrankungen spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle, die im Zusammenspiel mit einer Belastungssituation, sowie geringer Resilienz eine akute Psychose auslösen können.
Die Vorzeichen für Psychosen sind sehr unspezifisch und lassen sich oft erst im Nachhinein also nach Krankheitsanbruch als solche deuten, da etwa Leistungsabfall, Konzentrationsstörungen, eine geringere Belastbarkeit, sowie Wesens- und Gefühlsveränderungen und depressive Verstimmungen dazugehören.
Eine Depression kommt nicht immer allein – Psychotische Symptome können auch bei einer Depressionen auftreten. Sogenannte psychotische Depressionen sind ein Subtyp von schweren Depressionen, bei denen neben depressiven auch wahnhafte Symptomen auftreten. Diese Depressionsform kommt seltener vor und ist in der Diagnose komplexer. Die Gefahr der Selbst- und Fremdgefährdung ist erhöht und die Rückfall- und Suizidraten sind höher als bei anderen Depressionsformen. Treten Depression und Psychose zugleich auf, ist daher eine rasche Diagnosestellung, sowie eine medikamentöse und therapeutische Behandlung für Betroffene und ihr Umfeld entscheidend.
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